Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
König Kamehameha von den Sandwichinseln.
189
Kurz nach Cook starb auch der alte König, und nachdem sein Sohn
ihm in der Regierung gefolgt war, finden wir in einem kleinen Teile von
Hawai seinen Neffen Kamehameha oder Tameamea als Regenten.
Allein schon 1787 war dieser Regent der ganzen Insel und unterwarf sich
nach und nach bis 1317 die ganze Gruppe. Er war ein verständiger
Fürst und für seine Unterthanen das, was Peter der Große für Rußland
gewesen ist.
Den Verkehr mit Europäern und Amerikanern beförderte er auf jede
Weise. Der Hafen von Honolulu füllte sich mit Schiffen aller Nationen;
a, c, d Götzenbilder, b Urustvlatke aus Zähnen, e, f Gewe. g, i Fächer,
h Maske aus einem Flaschenkürbis.
sie waren hier so sicher, wie in jedem europäischen Hafen, und europäische
und amerikanische Kaufleute siedelten sich auf jener Inselgruppe an. Drei
wackere Männer leisteten dem Könige bei den Reformen den tüchtigsten
Beistand: der Eingeborene Karemaku und die beiden Briten Davis und
Aoung. Erstem vermochte mit durchdringendem Geiste in seine Pläne
einzugehen, war ihm treu ergeben und unterstützte ihn mit Rat und That.
Er war der erste nach dem König. Die beiden Briten waren früher Ma-
trosen, dabei tüchtige, achtbare Männer, und wurden vom König veranlaßt,
bei ihm zu bleiben. Sie verbreiteten europäische Kultur in seinem Staate,
lehrten den Häuser-, Städte- und Schiffbau, legten Häfen an und be-
reicherten die Insel mit nützlichen ausländischen Pflanzen; ihr Andenken
steht dort in Segen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
54 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
Daß Fürstenlaunen wandelbar seien, sollten aber auch sie erfahren.
Peter der Große, welcher abendländischem Wesen Thür und Thor öffnete,
der seine Russen zur Zivilisation führen und seinen Staat in kräftiger
Weise zentralisieren wollte, duldete es nicht, daß in Rußland noch ein Reich
mit besonderen Privilegien, mit Festungen, Truppen und eigner Gerichts-
barkeit bestehe. Mit einem Federstrich, durch einen Ukas vom 6. Mai
1722, entzog er den Strogonow alle ihre Vorrechte in der Anwandlung
einer jener Launen, die ihn oft unberechenbar machten.
Die Entschädigung von sehen Peters war eine ärmliche — sie be-
stand in dem Barontitel. Der Grafentitel kam dann in doppelter Weise
erst in der folgenden Generation an das nun 300 Jahr alte Haus. Der
1734 geborene Sohn des Sergius, Alexander Strogonow, war mit einer
Verwandten der Kaiserin Elisabeth vermählt, und ihm verlieh im Jahre
1761 der deutsche Kaiser Franz I. die Grafenwürde im Heiligen römischen
Reiche, worauf 1798 Kaiser Paul ihn auch in den russischen Grafenstand
erhob.
Rußlands Selbstherrscher haben auch in den zahlreichen Nachkommen
der beiden noch fortbestehenden Strogonowschen Linien tüchtige Diener
gefunden, als Gesandte, Generale :e. und in den verschiedensten Zweigen
des Staatsdienstes erwarben sich viele derselben einen geachteten Namen.
Seit dem Eindringen der Russen in Sibirien machte die Kultur und
die Erschließung des Landes immer größere Fortschritte.
Wenn auch schon gegen Mitte des 16. Jahrhunderts unter der
Führung Deschnews Kosaken um die Nordostspitze Asiens herum bis nach
dem Anadyr gefahren waren, so blieb doch diese That noch lange Zeit
unbekannt, bis Peter der Große dem in seine Dienste getretenen Vitus
Bering befahl, durch eine Küstenfahrt die östliche Begrenzung seines Reiches
festzustellen. Dem kühnen, unerschrockenen Seefahrer folgten bald russische
Pelzjäger in leichten Booten nach. Man gelangte zu den Aleuten, ent-
deckte auch die Fuchsinseln, und einige sollen sogar das amerikanische Fest-
land gefunden haben.
Als Cook auf feiner Fahrt am 19. Juni 1773 bei der Kadjackinsel
verweilte, gewahrte er dort schon russische Ansiedler. Daher darf es uns
nicht wunder nehmen, wenn wir nach und nach die Nordwestküste Amerikas
in die Hände der Russen übergehen sehen.
Ohne bedeutende Schwierigkeiten waren die größten, weitesten Flächen
dem Zarenreiche einverleibt worden. Zwar haben die klimatischen Ver-
Hältnisse eine dichtere Zunahme der Bevölkerung immer wesentlich ge-
hindert, denn eine Jagd auf Pelztiere allein kann niemals aus die
Kolonisation günstig einwirken. Doch bieten die südlichen Gegenden auch
zahlreichen Ackerbauern und fleißigen Bergleuten noch genug Raum dar.
Freilich haben sich gerade seit Jahrhunderten mit dem Namen des Landes
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Peters Sergius Alexander_Strogonow Alexander Elisabeth Franz_I. Franz_I. Paul Peter_der_Große Cook
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Sibirien Asiens Amerikas
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sir Josua Child, 99
Bis nach diesem Hauptplatz der Kompanie in Indien hatte sich also
der Kampf der doppelt erbitterten Parteien hinverpflanzt. Der Kommandant
der Besatzung. Kapitän Keigwin. sagte sich in Übereinstimmung mit seinen
Truppen von der Autorität der Kompanie los und proklamierte die des
Königs (1683). Hierbei blieb es jedoch nicht, die Aufrührer schritten zur
Gewalt vor und kerkerten den mißliebigen Stellvertreter des Gouverneurs
ein. Nicht ohne Schwierigkeiten ward man des Aufruhrs Herr, und erst
nach Hinrichtung mehrerer der Rädelsführer konnte die Gefahr als beseitigt
angesehen werden. Die Regierung würde sonst wahrscheinlich das Ver-
halten der Aufständischen gebilligt haben, und den Freibrief, auf welchem
das Monopol beruhte, hätte ein gleiches Schicksal, wie es mehreren andern
Gesellschaften widerfuhr, getroffen. Gerade noch in der rechten Stunde
war aber eine vollständige Wandlung im Ostindiahaufe eingetreten.
Sir Josua Child, der damalige Gouverneur, trennte sich plötzlich
von seinen politischen Freunden, schloß sie von der Direktion aus und
unterhandelte wegen eines engeren Anschlusses mit dem Hose. Wahr-
scheinlich trug zum Wechsel seiner politischen Ansichten seine Verwandtschaft
mit der angesehenen Toryfamilie der Beanforts bei. Papillon, Barnardi-
stone und ihre Anhänger verkauften ihre Stammaktien, die Komiteestelleu
wurden mit Anhängern Childs besetzt, und dieser war von nun an so
wenig beschränkter Gebieter im Ostindiahaufe, daß ihm dessen Mittel zur
freiesten Verfügung standen und die wichtigsten Papiere nicht in den
Bureaus der Leadenhallstraße, sondern in seinen Wandschränken zu Wan-
stead aufbewahrt wurden. Die Wichtigkeit, welche jene außerordentliche
Stellung verlieh, erhob ihn bald zu einem Günstling im Königspalaste
von Whitehall, wodurch wiederum feine Macht im Ostindiahaufe um so
mehr befestigt wurde. Ein Geschenk von 10 000 Guiueen aus seiner
Hand nahm König Karl huldvollst entgegen, weitere 10 000 Pfd. Sterl.
dessen Bruder Jakob, welcher mit Freuden der Reihe der Aktieninhaber
sich zugesellte. Alle, die am Hofe irgend welches Einflusses sich erfreuten,
suchte man durch Geschenke von Shawls und Seidenzeugen, von indischen
Vogelnestern, durch Diamanten und Säcke voll Gnineen in guter Laune
zu erhalten. Die Bestechungssummen, welche der Direktor mit kluger
Verschwendung verteilte und die er seinen Kollegen gegenüber nicht einmal
zu verrechnen brauchte, hatten bald den gewünschten Erfolg in einem Um-
fange, daß der Direktorenhof fast allmächtig im Staate, Child selbst es
aber am Hofe wurde. Lord-Oberrichter Jeffreys gab eine Entfchei-
dung zu gunsten des Monopols der Kompanie und der strengsten An~
Wendung der Gesetze zur Verteidigung desselben ab; König Jakob Ii. ließ
auf den neuen Freibrief, welcher alle Privilegien der Kompanie bestätigte
und erweiterte, sein Staatssiegel drücken; alle Kapitäne von Ostindien-
fahrern erhielten ihre Bestalluug von der Krone und durften die königliche
Flagge aufhiffen. John Child, Sir Jofuas Bruder, Gouverneur von
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Childs König_Karl Karl Jakob Jeffreys Jakob_Ii John_Child Jofuas
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
6 Aus Schlesiens Vergangenheit.
Boleslaw hatte seinen Bruder Zbigniew ermorden lassen und durch manche
andre böse That sein Gewissen so sehr beschwert, daß er, um seine Sünden
abzubüßen, in alten Kleidern und mit bloßen Füßen zwei Wallfahrten unternahm,
viele Kirchen und Klöster stiftete und in eine Art von Schwermut verfiel, in
der er im Jahre 1139 starb. Obgleich er sein Reich unter seine vier älteren
Söhne geteilt, dem jüngsten aber, Kasimir mit Namen, nichts gegeben hatte,
eignete sich doch bald sein ältester Sohn Wladislaw die Oberherrschaft über
seine Brüder an, da er getrieben wurde von seiner ehrgeizigen und stolzen
Gemahlin Agnes, der Enkelin Kaiser Heinrichs Iv., welche die Beherrscherin des
ganzen polnischen Reiches zu sein wünschte. Doch die herrschsüchtige Agnes
schaffte sich durch ihre Bestrebungen nur Feinde. Ihres Gemahles Brüder
knieten zu ihren Füßen und baten um Rückgabe ihrer Städte und Schlösser, aber
vergeblich. Dem Adel des Landes machte sie sich verhaßt, da sie die besten
Stellen am Hofe mit Deutschen besetzte und die polnischen Sitten verachtete.
Auch die Geistlichkeit war ihr nicht hold, weil sie ihr die Vorrechte zu nehmen
und sie zu unterdrücken suchte. So kam es, daß sie mit ihrem Gemahl nach
Deutschland fliehen mußte, iu Polen aber ein jüngerer Bruder des Vertriebenen,
nämlich Boleslaw Tv., den Oberbefehl erhielt. Dieser starb im Jahre 1163.
Ihm folgten als unabhängige Fürsten über Schlesien die Söhne seines vertrie-
benen Bruders, der auf deutscher Erde zu Altenburg in Sachsen gestorben war.
Peter Hhöji Unter der Regierung Boleslaws Hi. kam ein Mann nach
Polen, der für Schlesien besonders wichtig gewesen ist. Er hieß Peter Wlast
und wurde von einem Fürsten der Obotriten an den Hof Boleslaws geschickt,
um eine Verwandte desselben zur Gemahlin seines Fürsten zu erbitten. Aber
die Prinzessin gefiel ihm selbst, und er nahm sie sich zur Frau, ohne mit seinem
Fürsten zu zerfallen. Durch diese Heirat erhielt Peter bedeutende Schätze, und
unter diesen eine Hand des Märtyrers Stephanns. Diese Reliquie schenkte er
Boleslaw, um ihn zum Freunde zu gewinnen, und er erhielt für dieselbe ein
großes Stück Land geschenkt. Durch seine Talente erwarb er sich die Gunst des
Herzogs, der ihn von Stufe zu Stufe beförderte und ihn zuletzt zum Landes-
Hauptmann in Schlesien machte. Inzwischen war der Obotritenfürst gestorben
und hatte sein Reich unter seine beiden Söhne geteilt. Bei einem derselben,
Kanut, war Peters Vater Schatzmeister. Als nun die Brüder uneinig wurden
und Kanut ermordet war, brachte sein Schatzmeister die Schätze des Fürsten
an sich und ließ sie, um sie iu Sicherheit zu bringen, von seinem Sohne nach
Schlesien schaffen. Dem Peter erwachte im Besitze seines großen Reichtums das
Gewissen; er reiste nach Rom, um für seine und seines Vaters Schuld Buße zu
thun, und dort wurde ihm auferlegt, sieben Kirchen zu bauen und auszustatten.
Wlast aber baute nicht sieben, sondern mehr als 70 Kirchen und wurde so ein
großer Wohlthäter für Polen und Schlesien. Während er bei Boleslaw in
Gunst blieb bis zu dessen Tode, zog er sich die Ungnade der Fürstin Agnes zu
und wurde von ihr ins Gefängnis geworfen; und man erzählt, daß ihm dort
die Zunge ausgeschnitten und die Augen geblendet wurden. Als er aus der
Gefangenschaft entkommen war, fchloß er sich den Brüdern des Wladislaw an
und erhielt, als diese die Oberherrschaft gewannen, seine Güter wieder und wurde
nach seinem Tode in einem von ihm erbauten Kloster bei Breslau begraben.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Boleslaw Boleslaw Zbigniew Kasimir Agnes Kaiser_Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Boleslaw Peter_Hhöji Boleslaws Peter_Wlast Boleslaws Peter Boleslaw Peters Peter Boleslaw Agnes
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Deutschland Altenburg Sachsen Polen Stephanns Schlesien Rom Schlesien Breslau
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schweidnitz. 247
den Verkehr, sperrte die Hauptstraßen, besonders die nach Breslau, mit bewaff-
neten Kriegern, nahm den Tuchmachern ihre Tuche fort, ließ ihre Wagen weg-
führen und einige Leute verhaften. Der Rat der Stadt schenkte nun am Feste
der heil, drei Könige 1522 dem Herzog Friedrich Ii. ohne Wissen und Willen
der Gemeinde eine große Büchse. Kaum wird dies unter den Zechen ruchbar,
so treten ihre Deputierten vor den Rat, werfen ihm sein Benehmen als ge-
wissenlos und verräterisch vor, weisen ihm nach, wie die Väter der Stadt bei
ihrer Amtsführung seit Jahren nur ihr eignes Interesse im Auge gehabt und
auf Kosten der Kommune sich bereichert hätten. Sie beschuldigten den Rat,
daß er es nicht mit den Bürgern halte, sich ihrer nicht nach Gebühr annehme,
frei und ungehindert mit ihrem Eigentnme schalte. Diese und andre Klagen
wurden den Vätern der Stadt in dreister Sprache mit unverhohlenem Unwillen
vorgebracht und die Gewissenlosigkeit der Amtsführung ihnen zum Vorwurf
gemacht. Der Rat erkannte aus diesen Äußerungen, wie gereizt die Stimmung
der Bürger war, und um nicht noch ärgere Auftritte zu erleben, verließen vierzig
Patrizier (nur drei Mitglieder des Rates blieben zurück) heimlich die Stadt
und verfügten sich unmittelbar zum Herzoge von Liegnitz, indem sie die fürst-
lichen Kleinode und alles Geld vom Rathause mit sich nahmen. Sobald der
Abzug der Ratsmitglieder unter der Gemeinde ruchbar wurde, stürmte der
Pöbel die Häuser derselben, zapfte Bier- und Weinfässer ab, nahm vieles
Tragbare hinweg, erbrach dann die Münzstätte und richtete bedeutende Ver-
heernngen an. Auf einer Versammlung der Fürstentumsstände ließen die Bürger
die Privilegien der Stadt und ihre alten Gerechtsame ablesen, erboten sich zu
einer gerichtlichen Untersuchung, ob sie die neue landesherrliche Münze-annehmen
müßten, und führten heftig Klage über den Herzog von Liegnitz, daß er ihnen
die Landstraße verlege, Roß und Wagen plündere und raube und sie in Ge-
fangenfchaft fortführe. Da es zu keiner Vereinigung der Stände kam, schlössen
die Hauptzechen der Stadt miteinander ein Schutz- und Trutzbündnis.
Der Hof in Prag ist indes von der Aufregung, die zu Schweidnitz herrscht,
von der Entweichung des Rates und der drohenden Stellung der Zünfte benach-
richtigt und fordert acht Personen nach Prag, damit sie Rede stehen. Die
Schweidnitzer aber schicken mehr als 70 Abgeordnete zum König, verehren
ihm sechs Faß Schweidnitzer Bier und der Königin einen Kopfputz für 42 Schock
böhmischer Groschen, machen auch dem Bischof des Königs ein Geschenk in Geld
und hoffen so sich eines günstigen Eindrucks zu versichern. Nachdem die Ab-
geordneten lauge gewartet haben, erhalten sie die Erlaubnis, nach Hause zurück-
zukehren und in Breslau ihre Angelegenheit dem Markgrafen Georg von Bran-
denburg, dem Bevollmächtigten des Königs, vorzutragen. Zögernd machten sich
69 Bürger aus den Weg nach Breslau, denn sie versprachen sich von ihrem
Vortrage nicht viel Gutes. Als sie in Breslau ankamen, wurden mehrere ge-
fangen genommen und im Juni (1522) nach kurzem Verhöre drei auf dem
Marktplatz als Unruhestifter enthauptet. Zugleich rüstete sich Georg von Bran-
denburg zur Belagerung der Stadt Schweidnitz, weil er vermutete, daß auch
diese Strenge die gereizte Stimmung der Bürger nicht beruhigen werde. Die
Belagerung, zu der die Breslauer Geld, Geschütze und Mannschäst hergeben
mußten, begann am 14. Juli unter Anführung Georgs von Brandenburg und
Friedrichs Ii. von Liegnitz. Die Stadt befand sich in einem Zustande, in dem
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Georg_von_Bran- Georg_von_Bran- Friedrichs
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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254 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel.
Butturlin ging am 13. September über die Oder und ließ nur den
General Czeruitscheff mit 20 000 Mann bei den Österreichern zurück. Diese
Nachricht erregte einen Jubel im preußischen Lager, als ob man den herrlichsten
Sieg erfochten hätte. Obgleich das Heer Laudons mit den zurückgebliebenen
Russen noch doppelt so stark war wie das preußische, so waren die Preußen
doch sicher, da die Verbindung mit der Außenwelt wieder hergestellt war und
das Lager mit Lebensmitteln reichlich versehen werden konnte.
Friedrich blieb nach dem Abmarsch der Russen nur noch 14 Tage in seinem
Lager, dann nahm er seinen Marsch nach Münsterberg.
Die Erinnerung an dieses Lager wird durch einen Gedenkstein im Wäldchen
am Nordende des Bahnhofs von Königszelt wachgehalten. Im Jahre 1791
wurde dort eine abgestumpfte Pyramide errichtet, auf der eine Vase ruht; die
Inschriften an den vier Seiten melden Widmung, Zweck und Gründung derselben.
Die Schlacht bei Burkersdorf am 21. 3uli 1762, Ungefähr ebensoweit
nach Süden hin von Schweidnitz entfernt, wie Königszelt und Bunzelwitz nach
Norden hin von dieser Stadt liegen, stoßen wir im Thale der Weistritz
auf das Dorf Burkersdorf, welches den großen Friedrich im Jahre 1762 in
großer Verlegenheit sah. Zwar hatte sich der König in Bunzelwitz im Jahre
1761 gehalten, aber als er abgezogen war, hatte ihm Laudon die Festung
Schweidnitz entrissen. Die Sorgen und Mühen schienen nicht enden zu wollen.
Da kam ihm plötzlich Rettung von einer Seite, von der sie kein Mensch er-
warten konnte. In den ersten Tagen des Jahres 1762 starb Elisabeth, die
Kaiserin von Rußland, Friedrichs unversöhnlichste Feindin, und ihr folgte auf
dem Throne ihr Neffe Peter Iii., ein eifriger Verehrer des großen Königs.
Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt machte er Frieden mit Preußen,
schloß sogar mit dem König Friedrich ein Bündnis und ließ dieselben Russen,
die eben noch als Friedrichs Feinde in Schlesien gewesen waren, als Verbündete
in einer Stärke von 20 000 Mann unter dem General Czernitscheff zu ihm
stoßen. In Verbindung mit diesen neuen Freunden hoffte Friedrich die Öfter-
reicher, denen das Bündnis ihrer Feinde höchst unerwartet kam, zu schlagen.
Um Schweidnitz, das die Österreicher stark befestigt hatten, sollte die ent-
scheidende Schlacht stattfinden. Alsbald aber kam über den Preußenkönig das
Unglück eben so schnell wie vor wenigen Monaten das Glück. Peter Iii. war
in Rußland entthront und ins Gefängnis geworfen worden. An seine Stelle
war seine Gemahlin Katharina getreten, die für Friedrich nicht die Zuneigung
ihres unglücklichen Gemahles hegte, fondern an Czernitscheff den Befehl stindte,
mit seinem Korps unverzüglich die preußische Armee zu verlassen und sich nach
Polen zurückzuziehen. Diese Nachricht brachte der russische General dem Könige
am 18. Juli, gerade als die Schlacht in wenigen Tagen geliefert werden follte.
Ein Donnerschlag aus heiterem Himmel kann aus ein schreckhaftes Gemüt nicht
heftiger und erschütternder wirken, als diese Botschaft auf den König wirkte.
Czernitscheff verehrte Friedrich den Großen und wollte ihm gern gefällig sein,
aber er mußte gehorchen. Als sich nun der König schnell faßte, seine Pläne
änderte und den General bat, er 'möchte nur drei Tage den Befehl seiner
Kaiserin geheim halten und dann während der Schlacht, welche die Preußen
den Osterreicheru liefern würden, ein müßiger Zuschauer sein, entgegnete
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Peter_Iii Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Czernitscheff Friedrich Friedrich Peter_Iii Katharina Friedrich Friedrich Czernitscheff Friedrich Friedrich
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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4.22 Stadt und Festung Posen.
das ganze Parterregeschoß und die Bel-Etage sind überwölbt; über dem Par-
terregeschoß erheben sich noch drei Stockwerke. Indessen erfreuten sich die Jesuiten
nicht lange dieser geräiunigen, herrlichen, gesunden und anmutigen Räume, da
sie dieselben nur 40 Jahre lang bewohnten und sie bereits im Jahre 1773,
als ihr Orden durch die bekauute Bulle des Papstes Clemens Xiv. aufgehoben
wurde, zu ihrem großen Leidwesen wieder verlassen mußten. Im Jahre 1730
wurde das ehemalige Jesuitenkollegium zur (polnischen) Nationalschule umgeformt,
und seit 1794 hatte die südpreußische Kriegs- und Domänenkammer in dem
stattlichen Gebäude ihren Sitz, auch residierten hier die Minister v. Voß und
Graf v. Hoym. Seit 1315 befindet sich in dem Gebäude die königliche Regie-
rnng; von 1315—1830 residierte hier der Fürst-Statthalter Anton v. Radziwill'.
seitdem enthält das Gebäude in der Bel-Etage des Mittelbaues die Wohnung
des Oberpräsidenten.
Uaczynstiische Bibliothek. Ein stattliches Gebäude ist das der Raczynskischen
Bibliothek. Die Front schmücken 24 gußeiserne korinthische Säulen; das Gebäude
ist nach dem Vorbilde des Lonvre angelegt und trägt die Inschrift Biblioteka
Raczynsmch. Der Graf Eduard Raczynski (geb. 1737, gest. 1345), der Er-
bauer des Hauses und Gründer der Bibliothek, war eiu ausgezeichneter Mann,
der sich viele Verdienste um die Stadt Posen erworben und seine bedeutenden
Einkünfte meist zu wohlthätigen, wissenschaftlichen und künstlerischen Zwecken
verwendet hat. Die Bibliothek wurde von ihm im Jahre 1337 gestiftet; er
schenkte das Gebäude mit 20 000 Bänden und 66 000 Mark zur Unterhaltung
und Vergrößerung der Bibliothek seiner Vaterstadt. Jetzt hat die Bibliothek,
die täglich benutzt werden kann, über 30 000 Bände. Der prächtige Bau ist
Sammelplatz und Mittelpunkt der slawischen Litteratnr, in der die Polen eine
ehrenvolle Stellung einnehmen. Hinter dem Lesezimmer, in welchem die in Ol
gemalten Porträts des Grafen Eduard Raczynski und seiner Gattin, einer ge-
bornen Gräfin Potocka, hängen, befinden sich drei Bibliothekssäle.
Der Vom. Unter den katholischen Kirchen Posens, von denen 14 noch
jetzt dem öffentlichen Gottesdienste dienen, ist besonders der Dom oder die
Kathedrale zu St. Peter und Paul zu nennen. Als im Jahre 966 Mieezyslaw I.
das Christentum angenommen hatte, legte er in seiner Hauptstadt Posen auf
der rechten Flnßseite den Dom an. Wahrscheinlich war dieses älteste christliche
Gotteshaus Posens ans Holz erbaut. Im Jahre 1502 wurde dasselbe, mag
es nun zu klein gewesen sein oder einzustürzen gedroht haben, fast ganz ab-
getragen und in prächtigerer Gestalt wieder aufgebaut. Offenbar ging man
unverzüglich an den Bau des Domes, denn wir wissen, daß derselbe schon 1522
auf Kosten des Bischofs Lobranski mit Kupfer gedeckt wurde. Leider wurden
bald Ausbesserungen nötig, entweder weil die Bauleute zu wenig haltbares
Material genommen hatten oder weil das Gebäude durch die vielen Über-
schwemmungen litt. Bei einer solchen Reparatur setzten 1622 zwei Leute,
welche das Dach des Turmes ausbesserten, die Kirche in Brand, so daß sie mit
den Türmen und Kapellen vollständig in Flammen aufging. In der Mitte
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Xiv Anton_v Biblioteka
Raczynsmch Eduard_Raczynski Eduard Eduard_Raczynski Eduard Gräfin_Potocka Mieezyslaw_I.
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
366 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
Priebus geführt und in den dortigen Schloßturm gebracht. Dort starb er nach
zwei Monaten entweder vor Gram und Hunger oder an einer durch den schlechten
Aufenthalt entstandenen Krankheit. Der Turm zu Priebus heißt noch heute der
Hungerturm. Johann hielt sich zu Sagan auf. Bei Tische überfiel ihn einmal
eine unerklärliche Bangigkeit, das Messer fiel ihm aus der Hand, und er er-
innerte sich mit Angst seines gefangenen Bruders. Sogleich eilte er nach Priebus
aufs Schloß, ließ das Gefängnis öffnen und fand seinen Bruder tot auf dem
Boden liegen, und das Fleisch war von den Armen geriffen. Auf dem Tische
stand geschrieben: „Der Durst quälte mich mehr als der Hunger." Ob Johann
absichtlich seinen Bruder hat verhungern lassen oder ob die Schuld einen Ver-
trauten des Herzogs trifft, der den Gefangenen unter seiner Aufsicht hatte und
ihm die Speisen entzog, ist nicht entschieden.
Die Besitzer Sagans nach Johann Ii. Johann Ii. verkaufte 1472
Sagau an die Herzöge von Sachsen. Er lebte als Freibeuter, bis er um 1476
in der Geschichte Glogaus wieder auftritt, wo wir ihn kennen gelernt haben.
Als Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen bei Mühlberg (1547) ge-
fangen worden war und Herzog Moritz die Kurwürde erlangt und das Land
seines geächteten Vetters bekommen hatte, gab er dem König Ferdinand für die
Herrschaft Eulenburg das Fürstentum Sagan, das auf diese Weise an Böhmen
kam. Im Jahre 1627 wurde Wallenstein mit dem Fürstentum belehnt; nach
seinem Tode fiel es an den Kaiser zurück, der es 1646 an den Fürsten Lobkowitz
verkaufte. Noch heute wird das Haus Nr. 28 in der Hospitalstraße als das
gezeigt, in welchem Keppler (1628—1630) im Dienste Wallensteins sein Ob-
servatorium eingerichtet hatte.
Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowitz kaufte das Fürstentum (1646) für
den niedrigen Preis von 30 000 Gulden; es war aber auch nicht mehr wert,
da nur wenige Dörfer zur Kammer gehörten und das Land durch den Krieg
arg verwüstet war. Fürst Lobkowitz nahm sich der Regierung des Landes mit
Sorgfalt an, ordnete viele Angelegenheiten, forgte für den Landmann und be-
förderte die Kunst; er war am Hofe gern gesehen, weil er sehr thätig und
witzig war. Die Bevorzugung, deren ihn der Kaiser würdigte, erregte den Neid
der Hofleute. Ohne sich einer Schuld bewußt zu sein, wurde er auf sein Gut
Raudnitz verbannt. Dort ließ er sich ein Zimmer einrichten, von dem die eine
Hälfte mit prächtigen Tapeten und Geräten geziert, die andre wie eine schlechte
Bauernhütte eingerichtet war. Denjenigen, die ihn besuchten, zeigte er in diesem
Zimmer das Sonst und Jetzt. Hier verfertigte er seine Grabschrift in lateinischer
Sprache, die in der Übersetzung also schließt: „Ich war Graf, Fürst. Herzog,
bin Staub, Schatten, Nichts: Erwägt es, ihr Großen, denn klein ist der Raum,
der Tod und Leben trennt. Erwäg' es auch du, o Wanderer! Wünsche mir
Ruhe und gehe von dannen!"
Bon einem Nachkommen des Fürsten Wenzel von Lobkowitz kaufte Sagan
im Jahre 1786 Peter Biron, Herzog von Kurland und Semgallen; 1862 kam
es durch Erbgang in den Besitz des Herzogs von Sagan und Valencay.
Sprottau. Gehen wir von Sagan aus dem Laufe des Bober entgegen,
so gelangen wir bald an die Stelle, wo die Sprotte sich in den Bober ergießt.
Dort liegt in ebener, sandiger und lehmiger Gegend, von bedeutenden Forsten
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann_Ii Johann Johann Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Moritz Ferdinand Wenzel_Eusebius_von_Lobkowitz Lobkowitz Peter_Biron Sagan Sagan
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
220 Kleve.
zu unterstützen versprachen. Dietrich Viii. ward wegen seiner Streitigkeiten
mit dem Landgrafen von Hessen von Kaiser Nndols von Habsburg in
die Acht erklärt und auf dessen Veranlassung noch von Erzbisch os Siegfried
von Köln mit dem Kirchenbann belegt. Doch söhnte er sich (1290) wieder
mit dem Kaiser aus und staud ihm sowie seinen Nachfolgern treu zur Seite.
Unter Dietrich Ix. (gest. 1347) finden wir in Kleve reiche Juden als Geld-
Wechsler (sogenannte Lombarden) angesiedelt, aber es wurden auch Gesetze erlassen
gegen den Wuchergeist. Sein Nachfolger Johann Ii. betheiligte sich an einer
langwierigen Bruderfehde in Geldern (1350—64). Nach Johannis Tode
brach ein Erbfolgestreit aus, in welchem Erzbischos Adolf von der Mark
den Sieg davontrug. Er legte den Krummstab nieder und vermählte sich mit
der Gräfin Margaretha von Berg. Auch zeigte er in den Streitigkeiten
zwischen Geldern und Kleve und in seinem Kampfe gegen Köln, daß er recht
gut das Schwert zu fuhren verstand. Sein Sohn Adolf Ii., der Kluge und
Siegreiche, führte Krieg mit seinem Onkel Herzog Wilhelm v. Berg, und es
kam zur Schlacht bei dem Dorfe Kellen (1397). Während derselben schaute
Gräfin Margaretha vom Schwanenthurm, von großer Angst für beide Kämpfer
zugleich erfüllt, aus, ob das Kriegsglück ihren Sohn oder ihren Bruder begün-
stigen würde. In der höchsten Roth kam dem Grafen Adolf die Bürgerschaft
von Wesel zu Hülse. Da stürzten sich die Klever und Märker mit Löwenmuth
aufs Neue in die Schlacht und entschieden den Sieg. Herzog Wilhelm selbst
gerieth in Gesaugenschaft und sein Land eine Zeit lang in den Besitz von Adolfs
Bruder, Dietrich von der Mark.
Die Feindseligkeiten zwischen Geldern und Kleve brachen übrigens bald
wieder von Neuem aus (1404 und 1411) und setzten sich unter mancherlei
Wechselfällen bis zu Adolfs Tode fort (1448). Er erlebte noch die Niederlage
seines Tochtermanns Arnold, welcher znm Herzog von Geldern ausgerufen,
aber bei Linnich am Roer geschlagen worden war. Zum Andenken hieran hatte
der Herzog Gerhard Ii. von Jülich und Berg das Kloster der Kreuzbrüder
zu Düsseldorf und den St. Hubertusorden stiften lassen. Die Schmach seiner
eigenen Familie, die Uneinigkeit seiner Tochter mit ihrem Gemahl, die Auf-
lehnung und Züchtigung seines Enkels Adolf gegen den fchon alternden Herzog
Arnold blieben Herzog Adolf erspart. Es kam zwar 1459 eine Aussöhnung
zwischen den uneinigen Gliedern der Familie zu Stande; aber 1465 überfiel
der unnatürliche Sohn mit seiner ränkesüchtigen Mutter Katharina Nachts
den alten Grafen und schleppte ihn unbekleidet im strengsten Winter vier Stuu-
deu weit nach dem Zollhause zu Lobith.
Vergebens suchte sein Schwager Johann I. von Kleve den im Schlosse
Buren schars bewachten Greis zu befreien; selbst als Letzterer zu Gunsten seines
uugeratheueu Sohnes Verzicht aus die Regierung geleistet hatte, dauerten die
Streitigkeiten fort. Bei Strälen kam es (1468) zur blutigen Schlacht, in
welcher Herzog Johann von Kleve geschlagen ward. Aber 1470 bekämpfte
dieser auf Seiten Herzog Karl^s des Kühnen vonburguud vouneuem den
grausamen Adolf, der noch immer trotz einer Zuschrift des Papstes feinen
greisen Vater gefangen hielt. Endlich gab er diesen frei, und bald erlöste der
Tod den gebrochenen Greis von seinem elenden Dasein. Doch noch immer
wüthete die Fehde fort. Herzog Johann von Kleve verbündete sich abermals
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Hessen_von_Kaiser_Nndols_von_Habsburg Siegfried
von_Köln Siegfried Wechsler Johann_Ii Johann Johannis_Tode Adolf Adolf Gräfin_Margaretha_von_Berg Adolf Adolf Wilhelm Gräfin_Margaretha Roth Adolf Adolf Wilhelm Wilhelm Adolfs Adolfs Adolfs Arnold Gerhard_Ii Adolf Adolf Arnold Adolf Adolf Katharina Johann_I._von_Kleve Johann_I. Johann_von_Kleve Johann Adolf Johann_von_Kleve Johann
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Holländische Städte. 253
der Amstel ihre Schiffe nur im A beherbergen kann, hat Rotterdam Grachten
von solcher Tiefe, daß es die größten Seeschiffe inmitten der Stadt aufnehmen
kann. Darum hat man es dort auch sehr bequem, das Innere eines jener
gewaltigen Ostindienfahrer zu besichtigen. Von Sehenswürdigkeiten erwähnen
wir die Groote Kerk oder Laurentiuskirche, einen gothischen Ziegelbau, die
Börse, das Standbild des berühmten Gelehrten Erasmus von Rotterdam
ans dem großen Markte, das Museum Boymans mit einer Gemäldesammlung
niederländischer Meister, den Park und den Zoologischen Garten.
Ein lohnender Ausflug ist von Rotterdam nach Delft, dem Haag und
Scheveningen. In Delft ward der Gründer der niederländischen Freiheit,
Prinz Wilhelm von Nassan-Oranien, 1584 auf Anstiften Philippus Ii.
von Spanien ermordet. Sein Andenken ehrt ein prächtiges Monument in der
neuen Kirche, das auch seinen Sohn Moritz ihid die nachfolgenden Fürsten der-
selben Familie birgt. Auch andere große Männer sind hier verewigt, so der
hier geborene Hugo Grotius, und in der alten Kirche ruhen der Admiral
Martin Tromp, der Sieger in 32 Schlachten, Piet Hein, welcher die spanische
Silberflotte nahm, und der Naturforscher Leuwenhoek. Doch wir fahren weiter
nach der königlichen Residenz Gravenhaag, kurzweg der Haag geuaunt.
Der Haag war ursprünglich ein Jagdsitz des Grafen von Holland, daher der
Name 'sgraven Haag, seit dem 16. Jahrhundert ist es die Residenz der General-
staaten. Trotzdem blieb es lange das „größte Dorf Europa's", bis es Napoleon
zu einer Stadt erhob. Als Sitz des Hofes, als Mittelpunkt der wichtigsten
diplomatischen Verhandlungen, als Aufenthalt vieler hohen Herrschaften hat
Haag einen mehr aristokratischen Charakter. Wilhelm von Holland, der nachmals
deutscher Kaiser ward, hatte hier 1250 — so erzählt Meriau — seine Hof-
Haltung, und Wilhelm Iv. veranstaltete hier rauschende Feste. Die Welt-
geschichte verzeichnet mehrere wichtige Verhandlungen zwischen Spanien und
Holland, die im Haag zum Austrag kamen, aber auch einige dunkle Thaten,
die den Glanz des Hauses Oranien trüben. So nahm hier Prinz Moritz im
Binnenhof, dem Sitz der Statthalter, den einflußreichen Rathspensionär von
Holland, Johann van Oldenbarnevelt, weil er sich ihm nicht fügen wollte,
gefangen und ließ den unschuldigen 72jährigen Greis ans dem Schaffst verbluten.
Ebenso ließ er dessen Freunde Hugo Grotius und Hogerbeets gefangen
nach Schloß Löwenstein abführen. Eine empörende, ruchlose That sah der uralte
Thorthurm des Buiteuhofs, der sogenannte Gevangenpoort, wo im Jahre
1672 Cornelis de Witt und sein Bruder Johau, unschuldig eines Komplots
gegen das Leben des Prinzen Wilhelm angeklagt, im Kerker schmachteten und von
dem aufgereizten Pöbel buchstäblich in Stücke zerrissen wurden.
Von den reizenden Parkanlagen der anmnthigen Residenz verdient vor
Allem der Vijverberg („Weiherberg") genannt zu werden, auf welchem die
Paläste der königlichen Familie, der Gesandten, Minister und anderer hoher
Personen liegen. Unweit ist der frühere Hof von Holland, in welchem sich
später die Erbstatthalter und der König Ludwig Napoleon aufhielten; er umfaßt
deu Buiteu- und Binnenhof. Der Bnitenhof ist gegenwärtig das Sitzungslokal
der zweiten Kammer der Generalstaaten und vieler Behörden. Außerdem fehlt es
nicht an alten und neuen Palästen, wie das neue Königspalais am Nordende
und das Schloß König Wilhelms Iv. im Voorhut. Den Gelehrten ladet die
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_von_Nassan-Oranien Wilhelm Moritz Hugo_Grotius Martin_Tromp Piet_Hein Leuwenhoek Napoleon Wilhelm Wilhelm Moritz Johann_van_Oldenbarnevelt Johann Hugo_Grotius Cornelis_de_Witt Wilhelm Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Wilhelms
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